Dieter war einmalig und einzigartig

Redakcja
Krzysztof Świderski
Er war direkt und hat nichts vorgetäuscht. Fleißig wie kein anderer und verliebt in sein Deschowitz. Mitglieder der deutschen Minderheit erinnern sich an Dieter Przewdzing.

Alojzy Kokot, Nestor unter den Kommunalpolitikern der deutschen Minderheit, Gemeindevorsteher von Groß Döbern im Ruhestand, antwortet auf die Frage nach dem Phänomen von Dieter Przewdzing kurz: “Deschowitz konnte nichts schlechtes zustoßen, denn wer seine Heimat angreifen wollte, hatte es mit Dieter zu tun.

Er war in seine Gemeinde verliebt. Und er sprühte vor Energie. Überall brachte er sich voll ein. Beim Hochwasser 1997 und bei Kommunalwahlen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals die kommunalen Angelegenheiten liegen ließ, weil er es nach Hause eilig hätte.

Ich kann mich auch keiner Organisation entsinnen, bei der er nicht Mitglied war: von kirchlichen Vereinen bis zur Umweltschutzwacht, Anglerverein und natürlich der freiwilligen Feuerwehr."

Kokot erinnert sich, dass sie sich oft getroffen und gegenseitig beraten haben.
"Die Nachricht von seinem Tod habe ich mit Unglauben aufgenommen", sagt Alojzy Kokot.

“Er hat mich so oft auf seine “Ranch" eingeladen. Ich bin dort nie gewesen. Über 50 Kilometer schien mir zu weit zu sein. Ich dachte, dass er auf seiner “Kanada-Ranch" irgendeinen Unfall hatte. Die Tatsache, dass ihn jemand so brutal und mit Vorsatz ermordet hat, ist ungeheuerlich. Den Täter muss man festnehmen und erwürgen."

Der Direktor des SKGD-Büros und langjähriger Sejmikabgeordneter Ryszard Donitza kannte Dieter Przewdzing seit fast einem halben Jahrhundert. Auf der “Kanada-Ranch" war er oftmals.

“Außer den Zuchtbecken gab es dort auch einen natürlichen Teich", erzählt er. “Wir stiegen eines Tages auf einen Hochstand und er warf das Futter in den Teich. Nach ein paar Minuten sind Fische von etwa einem Meter Größe angeschwommen. Er war fasziniert. Er erklärte, dass man diese Fische nicht fangen darf, bis sie nicht selbst sterben".

“Wir haben uns bei seiner Tante Barbara in Mechnitz kennengelernt", fügt Donitza hinzu. “Sie hatte am 4. Dezember Geburtstag und Dieter wurde dort eingeladen. Er war in der Lage, den ganzen Abend zu erzählen.

Er kriegte seinen Mund nicht zu. Er kam mit seiner Ehefrau, die den ganzen Abend geschwiegen hat. Aber auch in der Öffentlichkeit tanzte er aus der Reihe. Anfang der 1990er Jahre organisierte ich eine Fahrt nach Bonn für Gemeindevorsteher und Bürgermeister. Dort haben wir u. a. eine supermoderne Müllkippe bei Köln besucht. Dieter machte auf sich aufmerksam, weil er außergewöhnlich tiefgründig war. Er stellte jede Menge Fragen. Alles hatte ihn interessiert."

Nach Meinung des Sejmikabgeordneten Donitza kümmerte er sich auch als Kommunalpolitiker wenig ums Protokoll. “Bitte, danke, Sie erlauben zu sagen" - das war nicht sein Stil. Er hat eher gesagt: “Komm her und quatsch nicht so viel. Wir werden das gleich erledigen". Er mochte schnell arbeiten und ohne Umstände zu machen. Er hat sich wohl nicht immer darüber Gedanken gemacht, ob seine Vorschläge den geltenden Vorschriften entsprechen oder nicht. Das Problem sollte gelöst werden und damit war das auch. Er hatte eine flotte Zunge, aber war selbst auch hart im Nehmen. Er hat sich nie beleidigt gefühlt".

“Wer ihn kannte, wusste, dass hinter seiner Sprache, die mal lustig, aber manchmal flott und sogar drastisch war, nichts Böses steckt. Das war sein Stil", fügt der ehemalige Sejmabgeordnete der DM Helmut Paisdzior hinzu.

“Dieter zeigte, dass man mit einer einfachen Art, die keine Grobheit ist und niemanden verletzt, ein ganz Großer werden kann", bemerkt Bürgermeister von Gogolin Joachim Wojtala. “Er zeigte, dass Schlichtheit keine Dummheit ist.

Ein Anderer hätte sich so eine Art nicht erlauben können. Er wurde aber respektiert, weil seine Leistungen für ihn sprachen. Er hatte die Gabe, Menschen für sich zu gewinnen, selbst wildfremde Menschen und gleich beim ersten Kontakt. Ich hatte einmal eine Delegation von Kommunalpolitikern aus deutschen Partnerstädten zu Gast. Als sie einmal Dieter getroffen haben, fragten sie bei jedem nächsten Treffen nach ihm. Und wenn sie mit ihm nicht direkt sprechen konnten, telefonierten sie zumindest mit ihm."

Eine Eigenschaft hat der Bürgermeister von Gogolin bei Dieter Przewdzing besonders geschätzt. Er handelte rasch. “Oft reichten nur ein paar Stunden, damit er auf jemanden, dessen Meinung er übergegangen oder missachtet hat, zurückkam, ihn an die Schulter klopfte und gestand: Mein Freund, du hattest Recht. Deine Lösung ist besser. Das ging über das typische Verhalten von Kommunalpolitikern hinaus".

“Er handelte mutig: Keine Bange, mach Dir nichts daraus und geh weiter - das habe ich oft von ihnen gehört", erinnert sich Bürgermeister Wojtala.

"Er verteidigte seine Gemeinde", lacht Donitza. “Die Gemeinde hat von uns irgendwelche Räume gemietet. Ich habe vorgeschlagen, dass sie im kommenden Jahr für jeden Quadratmeter 2 Zloty mehr zahlt. Er schrieb mir zurück, dass die Gemeinde gemäß der Inflationsrate zum jeden Quadratmeter 23 Groschen drauflegen kann. Dass ich sein Kollege war, half mir nicht weiter. Zum letzten Mal war ich bei ihm - wie jedes Jahr - vor zwei Wochen beim Neujahrskonzert. Er hat mich von der Bühne begrüßt: Das ist Ryszard Donitza, ich kenne ihn seit vielen Jahren, die graue Eminenz der SKGD. Mir war ganz dumm. Aber so war Dieter..."

Helmut Paisdzior bestätigt, dass sich Dieter Przewdzing selbst bei Meinungsverschiedenheiten “schön" und nicht verletzend verhalten hat.

“Er hatte seine eigene Methode, Investoren zu gewinnen. Dabei war er ein sehr effizienter Kommunalpolitiker. Doch ich hatte beim Thema Verteilung der Gelder für die Kommunen eine andere Meinung", sagt Herr Paisdzior.

“Ich habe ihm früher gesagt, dass die Kokerei an Deschowitz hohe Steuern zahlt und die benachbarte Gemeinde Leschnitz nur den Rauch abbekommt. Er hat meine Meinung nicht geteilt. Erst als die Kokerei “auf dem Papier" umgezogen ist, erlitt er einen Schock. So viele Male hat er keine Angst gehabt, scheinbar unrealistische Sachen zu wagen, und er gewann.

Also hat ihn der Weggang der Firma und Verlust der damit verbundenen Einnahmen sehr hart getroffen. Er wusste, dass die Menschen an ihn glaubten. Kein Wunder, dass er gesundheitliche Beschwerden bekam. Umso mehr, da er sich nie besonders schonte."

“Ich habe ihn noch in der vergangenen kommunistischen Epoche kennengelernt, als Dieter Vorsteher in Deschowitz war und ich in der technischen Schule in Deschowitz gearbeitet habe, erinnert sich der Groß Strehlitzer Landrat Józef Swaczyna.

“Seit unserem ersten Kontakt war er sehr direkt. Doch gleichzeitig hat er alle respektiert: Polen und Deutsche, sowohl die rechts- als auch die links orientierten Menschen. Das hat man bei der Beerdigung gesehen, zu der so viele Menschen aus so vielen
Gesellschaftsschichten gekommen sind. Mit diesem Respekt Allen gegenüber schaffte er es, die Menschen für sich zu gewinnen.

Daraus resultierte sein Rezept für die Gewinnung von Investoren: Du musst einen Geschäftsmann an der Hand packen, ihn führen, begleiten und nicht mehr loslassen. Leicht gesagt, doch dafür musste man die Persönlichkeit von Dieter haben. Dabei half ihm seine “Kanada-Ranch", die zur Legende wurde. Leider bin ich dort nie gewesen."

“Unsere Bekanntschaft dauerte jahrelang", sagt Bernard Gaida. “Doch wir lernten uns im vergangenen Jahr näher kennen, als er entschieden zur wirtschaftlichen Autonomie aufrief. Er bemühte sich, diese Autonomie irgendwo zwischen Dezentralisierung und wirtschaftlicher Autonomie zu definieren. Wir haben zusammen mit ihm nach dieser Definition gesucht. Dazu diente u. a. die Diskussion an der Ökonomischen Akademie in Kattowitz, die - mit Dieter in der Hauptrolle - vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit organisiert wurde. Im August vergangenen Jahres haben wir eine Erklärung abgegeben und darin seine Initiative zur öffentlichen Debatte über die Autonomie unterstützt."

Der VdG-Vorstandsvorsitzende ist der Meinung, dass es Dieter Przewdzing viel daran lag, dass diese Diskussion weitergeht.

“Er berief sich nicht auf das Modell der Autonomie der Woiwodschaft Schlesien aus der Zwischenkriegszeit, er suchte nach einer modernen Definition, die zu den heutigen Bedingungen passt", fügt Bernard Gaida hinzu. “Er suchte nach einem Modell für alle Regionen, nicht nur für Oberschlesien, und neigte dabei zu gewissen Formen des Föderalismus."

Herr Gaida ist eine der Personen, die erfahren haben, dass das Gegengewicht zu den ernsten, kommunalen Bestrebungen von Dieter Przewdzing seine “Kanada-Ranch" bildete, auf die er sehr stolz war.

“Diesen Ort prägten Fische", erzählt Bernard Gaida. “Mit gewissem Unglauben hörte ich zu, als er mir erzählte, dass er dort Störe züchtet. Erst als ich die Becken mit verschiedenen Fischarten gesehen habe, habe ich ihm Glauben geschenkt. Dieter hat mir versichert, dass er seine Störe beim Namen ruft und diese dann zu ihm kommen. Er versuchte es mir im Herbst vergangenen Jahres vorzuführen. Es hat nicht geklappt. Da meinte Dieter, dass es irgendwelche äußerliche Ursachen daran schuld waren. Bis heute weiß ich es nicht, ob dieses Rufen nach dem Stör ernst gemeint war oder er mich nur auf den Arm genommen hat".

“Aus der Perspektive der letzten tragischen Ereignisse sage ich es so: Dieter trug fast 50 Jahre lang eine Feuerwehruniform. Bei der Fuerwehr lernte er den Dienst und die Offenheit gegenüber Anderen kennen. Das prägt einen Menschen ganz besonders.

Das hatte er in den Genen, weil bereits seine Urgroßväter Feuerwehrmänner waren. Oppeln hatte seinen guten Vater Musioł" - resümiert Joachim Wojtala - “für das Deschowitzer Land, das er so liebte, für seine Heimat war Dieter Przewdzing ein guter Vater Musioł."

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