Der Glaube hilft 
den Minderheiten

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Auf Initiative von Hartmut Koschyk, dem Beauftragten der Bundesregierung für nationale Minderheiten, findet in Groß Stein die Konferenz „Glaube – Fundament der Identität” statt.

Minister Koschyk betonte im Grußwort den Bedarf nach Gespräch – im breiteren europäischen Rahmen – über das Verhältnis vom Glauben und der Identität der Mitglieder der Minderheiten. Das Symposium dauert bis Mittwoch und versammelte über 60 Teilnehmer, Vertreter der deutschen Minderheiten aus mehr als einem Dutzend Ländern in Europa und Asien (in den Staaten der ehemaligen UdSSR). Am ersten Tag war Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Vorsitzende des Europaparlaments, Gast bei der Konferenz und Autor des einleitenden Vortrags. Die Tagung wird u. a. anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation organisiert.

An dieses Ereignis hat Pöttering in seinem Vortrag angeknüpft. - Ich bin Katholik – erklärte er – doch ich weiß nicht, wer ich wäre, wenn ich im 16. Jahrhundert auf die Welt gekommen wäre. Man darf niemanden ausschließen, auch keine religiöse Gemeinschaft. In Europa gibt es keinen Platz für Terroristen, doch jeder friedlich eingestellte Moslem sollte mit Akzeptanz rechnen. Auf unserem Kontinent hat nicht die Macht das Recht, sondern das Recht sollte die Macht haben. Es ist besser zu verhandeln, selbst auf Kosten vom Schlaf, als zu Waffen zu greifen. Die europäische Familie bleibt eine Familie, auch dann, wenn wir über ihre Gestalt diskutieren oder streiten. Wir werden kein Paradies auf Erden bauen, und jene, die es versprochen haben – Nazis und Kommunisten –, haben Niederlagen erlitten.

Der ehemalige Vorsitzende des Europaparlaments erinnerte daran, dass Achtung und Schutz von nationalen Minderheiten zu den sogenannten Kopenhagener Kriterien gehören, welche jedes Land, das der EU beitreten will, erfüllen muss.
- Heute gehört jeder siebte Mensch in Europa einer Minderheit an oder spricht eine Minderheitensprache - betonte er. - Das Maß der Größe eines Landes und einer Gesellschaft ist die Art und Weise, wie sie Minderheiten behandeln. Das Fundament des christlichen Europas ist die menschliche Würde. Jeder Mensch, selbst ein enorm andersartiger, hat das Recht, respektiert zu werden, insbesondere wenn er sich friedlich verhält. Ich bin nicht dafür, dass man in Europa unbedingt alle Probleme der Welt löst. Doch wir sollten offen gegenüber jenen bleiben, die vor Krieg, Verfolgung und Foltern fliehen. Wenn wir es nicht tun, wird es uns schwer fallen, ein Christ zu sein.

Bernard Gaida, Vorstandsvorsitzender des VdG, erinnerte daran, dass in der Volksrepublik Polen das Bekenntnis zum Glauben in der Sprache des Herzens beschränkt war und zwar auf privates Gebet zu Hause, Rosenkranzbeten durch ältere Personen in der Kirche (doch nicht während der Andachten) und die Abnahme der Beichte in deutscher Sprache durch manche Priester.
- Glaube und nationale Identität sind Teile einer einzigen Identität - sagt Bernard Gaida. - Das Schwächen eines Elements schwächt die ganze Identität. Daher erinnerte ich an die schmerzhafte Zeit, als die Kirche – aus verschiedenen Gründen – durch den Ausschluss der deutschen Sprache die Politik des sozialistischen Staates umgesetzt hat. Ob die Kirche eine Wahl hatte, ist ein anderes Thema. Es blieb das Gebet zu Hause und die Beichte in Deutsch, doch mit jedem Jahrzehnt nahm die Tendenz ab. Die Zeit seit der Feier der ersten Messe in deutscher Sprache am Sankt Annaberg vor 28 Jahren wurde zur Zeit des Wettmachens der angerichteten Schäden.

- Man sagt, dass junge Menschen, die nach Deutschland auswandern, aufhören, in die Kirche zu gehen - fügte Gaida hinzu. - Liegt die Ursache dafür nicht in der Tatsache, dass sie aus der polnischsprachigen Seelsorge in die deutschsprachige wechseln und sich darin nicht mehr heimisch fühlen? Zugleich besuchen sie nicht polnische Seelsorgeeinrichtungen in Deutschland, weil sie sich nicht als Polen fühlen. Wir möchten bei dieser Konferenz betrachten, wie mit solchen und ähnlichen Problemen Minderheiten in anderen Ländern umgehen.

Pfarrer Dr. Piotr Tarlinski, Minderheitenseelsorger in der Diözese Oppeln, weist darauf hin, dass die Sprache der Träger sowohl des Glaubens und als auch der Kultur ist.
- Glaube und Kultur sind Werte, die sich ergänzen - sagte Pfarrer Tarlinski. - Man kann nicht außerhalb der Kultur glauben und Kultur ohne Glauben verliert ein wichtiges Element, nämlich die Übernatürlichkeit. Diese zwei Pfeiler der Identität brauchen die Sprache des Herzens – für das Gebet, die Liturgie, auch für den Gesang, egal ob den kirchlichen oder den Volksgesang. Ähnlich ist es mit der Literatur in der Sprache des Herzens. Die Sprache sollte in allen Lebensbereichen funktionieren. Dann wird die Identität am einfachsten zu gestalten sein.

Über die Gefahren, die aus der Verwischung der Identität hervorgehen, sprach Bischof Andrzej Czaja. - Die Bindung zur eigenen Sprache schließt überhaupt nicht die Kenntnis anderer Sprachen aus. Es schließt auch nicht aus, dass wir in diesen Sprachen lernen und beten werden. Der Bischof betonte die Notwendigkeit und Bedeutung einer offenen Identität. Einer solchen, die z.B dem Deutschtum verbunden ist und die polnische Kultur akzeptiert, den Wert deren Literatur usw. anerkennt. Die Kirche wirkt auch in dieser Dimension umfassend, denn sie verbindet in einer Familie verschiedene Kulturen und Sprachen. Eine offene Identität ist bereit zum Dialog.

Am Dienstag haben Teilnehmer der Konferenz u.a. die evangelisch-augsburgische Pfarrgemeinde in Oppeln besucht und am Konzert und einer ökumenischen Andacht in der Kathedrale teilgenommen. Zuvor hörten sie Vorlesungen über Glauben und Identität (Referenten waren Gäste aus Bischkek und Riga) sowie über den Beitrag der Minderheiten zur Ökumene (Erzbischof Alfons Nossol und Pfarrer Andrzej Fober aus Breslau). Heute lernen sie gute Praktiken der Minderheitenseelsorge in Astana, Prag, Hermannstadt und Moskau kennen. Sie werden auch den Sankt Annaberg besuchen.

Veranstalter der Konferenz sind das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, der Verein deutscher sozial-kultureller Gesellschaften in Polen und die Konrad Adenauer Stiftung.

Opolskie info [21.04.2017]

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