Unser Glas ist halbvoll

Krzysztof Ogiolda
Krzysztof Ogiolda
Gespräch. NORBERT RASCH, Vorstandsvorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien.

- Die Delegiertenhauptversammlung findet am Samstag in Proskau statt. Sind Sie sich Ihrer Sache sicher?
- Mir fehlt die Sicherheit, bei dem was ich mache nicht, daher werde ich mich auch bei der Delegiertenversammlung sicher fühlen. Wir fangen mit einer Messe in der Proskauer Kirche um 9.30 an. Ab 11.00 Uhr werden etwa 150 Delegierte und über 30 Gäste der Jahresversammlung im Hotel "Arkas" tagen. Dort werden wir sicher genug Raum haben. Proskau organisiert die Delegiertenhauptversammlung der Gesellschaft bereits zum dritten Mal.

- Ich habe nicht zufällig nach ihrem Zuverläs-sigkeitsgefühl gefragt. Denn, wer möchte, kann das vergangene Jahr der Tätigkeit der deutschen Minderheit als positiv betrachten. Doch es fehlte auch nicht an Anlässen, um der SKGD und seinen Führungskräften Vorwürfe zu machen. Viele Delegierte werden wohl diese Gelegenheit wahrnehmen.
- Ich bin mir dessen bewusst. Es ist keine Wahlversammlung, daher muss man sich um das Wohlwollen der Delegierten nicht besonders bemühen. Doch ich rechne mit kritischen Stimmen. Wenn es diese nicht gäbe, dann müsste man sich wirklich Sorgen darum machen, dass es den Delegierten an der Gestaltung der Minderheit nicht liegt. Daher sind im Programm der Versammlung mindestens zwei Programmpunkte für Diskussion vorgesehen. Ich werde aber mit ganzer Überzeugung davon sprechen, wie hart wir gearbeitet haben. Wir züchten keine Pflanzen, die in ein paar Wochen gedeihen. Alles braucht seine Zeit. Vor ein paar Tagen hat das Bildungsministerium eine Verfügung herausgegeben, welche die Gründungsbedingungen von zweisprachigen Schulen beträchtlich zugunsten der Minderheit ändert. Wir können sie u.a. auf Grundschulebene gründen. Wir haben dafür zwei Jahre gearbeitet, auch bei den deutsch-polnischen Gesprächen am runden Tisch.

- Aber im Saal wird man nach konkreten Ergebnissen fragen. Gerade im Bildungsbereich. Seit der letzten Versammlung gelang es gerade mal einen zweisprachigen Kindergarten in Lohnau zu gründen. Eine Minderheitenschule, zweisprachig fehlt nach wie vor...
- Ich bin mir sicher, dass es diese geben wird und das nicht nur ein Mal. Ab September startet eine kommunale zweisprachige Schule in Dembio. Und - wir machen wirklich alles, damit das passiert - eine Vereinsschule mit Unterstützung der deutschen Minderheit in Cosel-Rogau. Ein geringer Teil der Eltern hat Angst davor. Befürchtungen gibt es auch seitens der Lehrer, die dem Verlust der Lehrerkarte skeptisch entgegenstehen. Ich versichere, dass wir sehr gerne möchten, dass diese Schule ab September startet und wir werden sie wirklich hegen und pflegen.

- Als ich vor fast 12 Jahren für die NTO über die Minderheit angefangen habe zu schreiben, hörte ich Klagen, dass es keine Lehrbücher gibt. Man hört sie bis heute. Sie sind heute sogar lauter, weil es nicht nur Bedarf an Lehrbüchern für Deutsch als Minderheitensprache gibt, als auch an solche für Heimatkunde und die Fächer, die zweisprachig unterrichtet werden.
- Daher erwarte ich nicht nur Kritik. Ich werde auch selber kritisieren. Vor allem die Deutsche Bildungsgesellschaft. Da das Ministerium beteuert, dass es Gelder dafür gibt. Wenn wir wirklich viele Lehrer aus unseren Reihen haben, muss man fragen, warum es immer noch keine Lehrbücher gibt.

- Litauer und Ukrainer haben ihre geschrieben...
- Wenn ich boshaft wäre, würde ich sagen, dass sie vielleicht ihre Bildungsgesellschaften nicht haben. Doch ganz im ernst, diese Minderheiten waren dazu einfach gezwungen. Und Deutsch ist die einzige Minderheitensprache, die in Polen als Fremdsprache allgemein unterrichtet wird. Daher gibt es auch viele Lehrbücher für den Deutschunterricht. Nur sie sind ja nicht an die deutsche Minderheit gerichtet und beinhalten daher keine identitätsstiftende Elemente. Übrigens einzelne Lehrbücher haben wir. Wir haben viele sehr gute Programme, die von unseren Lehrern entwickelt wurden. Viele davon ließen sich schnell zu Lehrbüchern umwandeln. Aber es fehlt das "Tüpfelchen auf dem i".

- Womit werden Sie sich vor den Delegierten rühmen?
- Wir haben jahrelang über mangelnden Kontakt mit der polnischen und deutschen Politikwelt geklagt. Im vergangen Jahr haben wir uns mit dem polnischen Stadtpräsidenten und zwei Mal mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen. Wir waren zu Gast bei Helmut Kohl. Wir trafen u.a. Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. In Oppeln war der polnische Minister des Innern und Verwaltung Jerzy Miller und hat uns als Vorbild für einen Partner unter allen Minderheiten in Polen anerkannt. Wir haben Anerkennung seitens des Oppelner Woiwoden erreicht, der uns als ein Entwicklungsfaktor der Region bezeichnet hatte. Und wir können auf Seite der Pluspunkte die Ergebnisse des deutsch-polnischen Runden Tisches gutschreiben.

- Und was hat sich positives ereignet, wenn es um die Minderheit in der Region geht?
- Als ein erreichtes Ziel kann man sicher den Beschluss des Sejmiks zur Oberschlesischen Tragödie betrachten. Unsere Gesellschaft hat Jahrzehnte darauf gewartet. Manche haben wohl die Hoffnung aufgegeben. Dabei hat man endlich angefangen über dieses Thema zu sprechen. Der Diskussion hat sich, überwiegend verständnisvoll, die polnische Mehrheit eingeschlossen. Es entstand ein ruhiger, ausgeglichener Dialog mit Respekt und Kultur. Dieser wird übrigens fortgesetzt, während der Konferenz des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Der Woiwode möchte Orte denkwürdig machen, wo es zur Tragödie kam. An ihre Nächsten, deren Opfer, haben sehr viele DFKs gedacht. Das alles erfreut uns.

- Die Ergebnisse der Parlamentswahl waren ein Erfolg oder eine Nieder-lage? Man hat mit zwei Sejmabgeordneten und einen Senator gerechnet. Es blieb bei einem Abgeordneten.
- Wir hatten eine sehr gelungen Wahlkampagne. Es haben sich recht viele junge Menschen daran beteiligt und sie wirken bis heute in den Strukturen der deutschen Minderheit mit. Wir haben wirklich ein lebendiges, frisches Gesicht gezeigt. Und es gelang unser Status quo zu erhalten. Ich denke hier nicht nur an die Zahl der Sejmvertreter, aber auch an die allgemeine prozentuale Zahl der Stimmen, die unsere Liste bekommen hat. Obwohl die völlige Zahl der Stimmen auf unsere Listen etwas zurück gegangen ist. Mit einem Wort, die Wahlen halte ich für keinen Triumph, aber beurteile sie als positiv.

- In den letzten Jahren beschäftigen sich die SKGD und VgG unermüdlich mit dem Thema der Identität. Und dann kommt die Volkszählung und das Deutschtum verliert mit dem Schlesiertum...
- Wir im Oppelner Schlesien legen, wohl aus politischen Gründen, dem Ergebnis große Wichtigkeit zu. Der Vergleich der Volkszählung aus dem Jahr 2002 mit dem letzten ist nicht ganz berechtigt - es gab andere Befragungskriterien, die Nationalität wurde anders angegeben. Ich lasse also diese Zahlen bei Seite. Doch ich laufe von dem Problem nicht weg und möchte mir auch während der Jahresversammlung Gedanken machen: Was müssen wir machen, dass unsere Leuten sich mehr ins Zeug legen, denn die Identifikation hat versagt. Wir können nicht aufgeben, oder verzweifelt zählen, wie viele von jenen, die schlesische Identität angegeben haben zu uns gehören. Obwohl es sicher bei einem Teil so ist. Mir ist aufgefallen, dass sich Mitglieder der Minderheit außerhalb des Oppelner Schlesiens viel weniger aus dem Zensusergebnis gemacht haben. Sie machen einfach ihr Ding.

- Habt ihr euch damit abgefunden, dass immer häufiger die Minderheit in kleinen Gruppen aktiv ist, selbst dann, wenn sie großartige Veranstaltungen anbietet. Bei den sehr guten Filmen, wie "Fritz Bauer - Tod auf Raten" und "Die geteilte Klasse" gab es keine Massen. Weder von der Mehrheit, noch von der Minderheit.
- Schade. Umso mehr, weil sie ja für beide in den Medien gut geworben wurde. Aber es gibt Ereignisse, die Hoffnung wecken. Die Deutsche Kinowoche füllt die Kinosäle bis auf den letzten Platz. Am Programm "Konsolidierung der Begegnungsstätten" haben über 200 DFKs teilgenommen. Wir hatten so viele Projekte. Sehr viele Personen sind authentisch in die Arbeit der deutschen Minderheit engagiert. Dieses Vereinsleben in den DFKs entwickelt sich wirklich. Die DFKs schaffen es Sponsoren zu finden. Und die Sponsoren schämen sich nicht der Minderheit zu helfen. Ich bin daher ein Optimist. Das Glas der deutschen Minderheit ist halbvoll. Ich bin davon überzeugt.
Tłum. ELF

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